Civil 2
U-S-A
U-S-A
U-S-A
U-S-A
In the name of Jesus.
George Pier reibt sich mit der Handfläche seine halbe Nase,
sitzt in seiner Bude in Mongahena,
PA .
George,
ein Halb-Mensch:
eine Hälfte – ein Arm,
ein Bein – ein Auge,
ein Ei.
Lange in einem Wholesale Market in Mongahena gearbeitet.
Großes Stanzwerk im Ort dichtgemacht,
schon achte Jahre her,
alle den Job verloren,
auch der Wholesale weg.
George seit ein paar Jahren
fast nur noch online.
Erst als Zuschauer,
dann als Streamer,
hängt mit vielen Leuten aus den Chans rum.
Kennt viele –
noch mehr ihn,
die meisten nie gesehen.
Streamt Games eigentlich immer weniger,
eher Just Chatting jetzt:
meistens Aktuelles im Mittelpunkt,
Wirtschaft und Politik,
versteckte Nachrichten im Wahlkampf,
meistens Ungerechtes,
worauf die Leute anspringen.
Besonders gerne,
worüber er sich auskennt,
seinen Ort,
Online-Kontroverse –
seine Welt.
Es werden langsam immer mehr,
spricht mit immer mehr Leuten im Chat.
Fühlt sich,
als spreche er für immer mehr Leute im Chat.
Ort sieht scheiße aus,
verwahrlost und zurückgelassen,
schaut euch das an –
das machen die mit uns!
Streamt gerne von hier.
Fährt mit seiner Kamera
öfter durch die Straßen
als die Müllabfuhr –
die kommen ohnehin nur unregelmäßig,
wenn sie mal genug Leute finden
und nehmen dann nicht alles mit.
Alle faul geworden hier,
wurden faul gemacht.
Wofür aufstehen?
Überall Häuser mit Brettern in den Fenstern,
verwaiste Möbel in den Vorgärten,
Sträucher meterhoch an Hauswänden.
Keiner, der mal sauber macht.
Bürgermeister Holland wohnt ‘ne Meile weiter oben,
nur eingezäunte Grundstücke da –
hat in seinem Haus gefeiert,
eine Menge Gäste,
Schlipsträger und Ballkleider,
meisten nicht von hier,
Feier mitten in der Pandemie,
mal ohne sozialen Vorwand,
sollte also geheim bleiben.
Aber ein Gehilfe gestorben,
totgeschlagen,
viele dabei,
dabeigestanden,
zugeschaut,
nichts gemacht.
George hat drüber gepostet,
Artikel geteilt,
Finger wundgetippt,
ins Mikrofon geschrien –
alle haben’s gesehen,
niemand gibt’n Scheiß.
George am Rechner,
schaut in den Monitor,
manchmal in die Kamera,
auch mal aus dem Fenster.
Wo er hinsieht Leute,
die sauer sind,
aufgebracht –
versteht, dass sie sich
verraten fühlen.
Fühlt sich genauso.
Manche mit Mistgabeln auf der Straße,
nur wer nicht zu allem bereit ist,
geht mit Plakaten auf die Straße –
andere schießen mit Handfeuerwaffen
gen Himmel, sie meinen’s ernst!
Wenige halten Vollautomatische fest in der Hand.
Klammern sich an Hoffnung.
Stand back and stand by.
We stand back and stand by!
George reibt sich die Nase,
hilft beim Denken,
spricht mit Leuten im Chat,
Nachrichten sind aufgebrachter als sonst.
Chat rast an ihm vorbei,
noch schneller als sonst.
pew pew ppew
monkaW
shootout! poggers
pogCHamp
are you okay?
uhhh….
GUNS !!!!
…
just ‘murica things
MAGAhat Pepe
alla akbar!
PepeChamp
muh guns
Rednecks..
MAGAhat Klebmann
Seit ein paar Tagen hört er immer wieder eine Stimme seinen Namen rufen,
tiefe Stimme wie schweres Gas.
Setzt sich fest im Raum.
Wenn er antwortet,
kommt nichts mehr,
nur die Stimmen der Reporter,
deren Fake News in Schleife laufen.
Hintergrundstrahlung seines Lebens:
Teil des Metiers.
Endlos rast der Chat vorbei.
Schaut eine Sekunde weg,
hat was Wichtiges verpasst.
Muss wieder jemanden blockieren,
für eine Donation bedanken.
Die meisten Namen kommen ihm schon allein vom Schriftbild bekannt vor.
Nach einer Weile wieder der Ruf:
G E O R G E !
Könnte George nur die Stimme erkennen:
Wer bist du?
Der Chat hört nichts.
Wieder keine Antwort.
George spricht viel mit sich selbst.
Streamt auch,
wenn er eigentlich nichts zu sagen hat.
Stille muss gefüllt werden.
Vor zwei Wochen zusammengebrochen,
meine Schwester,
hat sich zu‘viel Nervenzeug eingeworfen –
war so lebhaft früher,
hatte viel vor,
große Ziele,
wirklich hübsches Halb-Mädchen.
Haben sie schnell fortgeschafft.
Nicht immer werden die Toten so schnell weggebracht hier,
oft bleiben sie einfach liegen,
stinkend im eigenen Sud –
merkt niemand hier,
nur die Ratten und Würmer.
Die freuen sich.
Tiefe Stimme wieder von irgendwo.
Halber George,
bist du Zuhause?
George klickt seine Tabs durch,
in keinem die Stimme.
Jetzt reicht’s.
Dann wieder:
Folge dir schon länger.
Kenn dich nicht,
wer bist du?
Was willst du von mir?
fragt George ins Nichts.
Jetzt im Chat,
stimmloses hier.
George zögert kurz.
Ich seh nur deinen Namen,
Cat LaMoon.
Cats Avatar,
Sailor Moon als Catgirl,
blaue Haare.
Genau.
Die Stimme,
dann wieder nichts.
George findet ein neues rabbithole.
Kommentiert was er sieht.
Liest Schlagzeilen vor.
Könnt ihr das glauben?
Bist du noch da,
Halb-George?
Wo soll ich schon hin?
Dein Name kommt mir bekannt vor,
bist öfter hier?
Bist wirklich nur so’n halber Typ.
Oder, Halb-George?
George will was entgegnen.
Denkt an seine eine Test-Online-Therapeutensitzung.
Anekdote über seinen Vater.
Halb-Mann.
Bist du aus der Gegend?
fragt George.
Bin mal hier,
mal dort,
kenne aber Mogahena.
Weiß ganz gut,
wo es noch Halb-Menschen gibt.
Richtige,
die sich nicht verstecken müssen.
Hier gibt‘s nicht mehr viele wie mich.
Früher mehr.
George schaut aus dem Fenster,
dreckiger Schnee,
in der Grandview weiter unten eine Zwangsräumung,
vor den Häusern ausgewrungene Seelen,
wissen nicht,
wo sie nach der Vollstreckung hinsollen.
Das ist Amerika,
Phönix aus der Asche,
muss mal wieder aufgebaut werden,
hier muss es losgehen.
Dafür muss hier aber erstmal alles zugrunde gehen,
nur zu beschleunigen,
der Zerfall.
Bist du noch da,
halber George?
Mhm.
Wer zum Teufel ist Cat?
Kommt mir nur vage bekannt vor,
der Nutzername.
Was soll das alles?
Wie spricht sie zu mir?
Cat?
Noch da?
Alle schreiben durcheinander.
Cat meldet sich nicht mehr.
George schaut auf den Monitor vor sich,
Liveübertragung,
stellt den Ton lauter,
Präsident Klebmann näselt:
Eine Blamage für unser Land,
wir war‘n drauf und dran,
diese Wahl zu gewinnen –
offen gesagt,
so unter uns,
wir haben diese Wahl gewonnen.
Ja, den größten Sieg eingefahren.
Historisch!
Historisch auch der Betrug,
der Verrat an dieser großen Nation!
Das Ergebnis gestohlen,
von euren Händen – unseren Händen:
den Händen dieser großen Nation!
Chat läuft heiß,
alle auf Betrug,
alle auf Skandal,
alle auf Verrat –
stinksauer.
Dann draußen Schritte auf der Treppe.
Wer zum Scheiß –
Tür scheppert aus den Angeln,
Schritte auf Holzsplittern und Glasscherben,
kalte Luft zieht durch den Korridor:
Scheiße,
wer ist da!?
Springt vom Stuhl auf,
hängt mit dem Headset noch am Rechner fest,
stolpert,
stürzt aufs Parkett,
schlägt mit der Wange auf,
federt den Fall mit der Seite seines Körpers,
reißt sich die Kopfhörer vom Kopf,
sieht Springerstiefel vor seiner halben Nase.
In deiner Bude stinkt’s,
George.
Hab ich mir anders vorgestellt,
hier.
Mach mal die Fenster auf,
kaum auszuhalten dein Loch.
George hebt seinen halben Kopf,
sieht ihre Beine,
lang an ihnen hinauf.
Bevor sein Blick ihr Gesicht erreicht,
wieder diese tiefe Stimme:
Komm schon hoch,
hab‘ nicht alle Zeit der Welt.
Bückt sich zu ihm runter,
greift seine Hand,
zieht ihn hoch.
Er scheuert über die Waffen,
die an ihrem Körper hängen,
sie küsst ihn auf seinen halben Mund,
sein Auge weit geöffnet,
sieht ihr blaues Haar,
riecht sie,
leichter Schweißgeruch.
Wer bist Du?
Du kennst mich doch schon.
Cat LaMoon.
Für dich gerne Cat.
Woher weißt du…
wo ich wohne?
War nicht schwer.
Wer bist du?
Bist du durch deine Kopfhörer schwerhörig geworden?
Nenn mich einfach Cat.
Okay, Cat,
aber wer bist du,
ich meine, wirklich?
Ich bin Hermes.
Ich bin Charon.
Ich bin die Schwelle,
über die du gehen musst.
Das Portal –
du verstehst, was ich meine?
Was?
Wirst schon sehen.
Ich führe dich,
wohin du gehen musst.
Schaut sich um.
Ihr blaues Haar leuchtet.
Starker Kontrast zur dunklen Wohnung.
Erstmal brauche ich nur dein Ohr.
Komm her.
Sie reißt ihn am Arm,
zum Bett,
er will sich nicht wehren,
wär’ sowieso nicht möglich.
Sie legt ihre Waffen auf den Boden,
zieht ihre Hose und Slip in die Kniekehlen,
legt sich aufs Bett und schiebt sich seinen halben Kopf zwischen die Beine.
Er hört sie,
Stimmen.
Hörst du,
was sie sagen?
Sie zieht ihn wieder raus.
Wollen alle nach DC,
Ärsche versohlen,
Rechnungen begleichen –
zurücknehmen was ihnen genommen wurde.
Dann müssen wir nach DC,
in den Abgrund schauen.
Cat schaut sich um.
Sag mal, wann hast du denn das letzte Mal
das Haus verlassen?
Ist schon etwas her.
Ihr Blickt wandert weiter im Raum.
Dann gehen wir zusammen.
Ist nicht so einfach.
Was ist daran nicht so einfach?
Ist nur meine Haustür.
Wir gehen einfach raus.
Setzt an,
über seine kaputte Haustür zu treten.
Fast da, sie:
Stopp!
Was denn?
Eins musst du wissen.
Wenn du über diese Schwelle trittst,
betrittst du das Reich der Lämmer und Löwen.
Deine Haustür ist seit ‘ner Weile sowas wie die Pforte zur Hölle,
in die wir uns jetzt begeben.
Wollt‘s nur gesagt haben.
Sie verlassen das Haus.
Cat stützt George,
als sie übertreten.
George verarbeitet:
Hat Stimmen gehört,
zwischen den Schenkeln dieser Frau,
die auf einmal erschienen ist,
in seiner Wohnung.
Bekommt den Eindruck,
dass er nicht zurückkommen wird,
so wie er jetzt ist –
wenn überhaupt.
Hinter dem Fenster,
schräg gegenüberliegend,
‘ne Frau im Fenster des Hauses,
alt und trocken,
schaut zur Straße.
Gehen an dem Haus vorbei.
Siehst du die Frau da im Fenster?
Die ging hier immer die Grandview auf und ab.
So wie die da sitzt,
ganz starr,
wahrscheinlich aller Lebenssaft einfach aus ihr rausgeflossen,
die wird da so sitzen,
bis ihre kalten Knochen in sich zusammenfallen.
George sieht nochmal ins Fenster,
bemerkt wie ihr Blick ihm folgt –
fest an seinem halben Rücken klebt.
In der Querstraße steht Cats Pickup,
Karosserie vollständig verkleidet in neongrüner Fischhaut,
ausgiebige Aufhängung,
Auspuff bläst schwarz.
Röhren lädt ihn ein einzusteigen.
Cat fährt schnell,
Lenker hat Spiel,
muss immer gegenlenken,
Wagen hüpft von Reifen zu Reifen.
Cat und George reden nicht.
Sie jagt das Auto bis Breezewood,
biegt südlich ab.
Auf Knopfdruck fährt Cat einen Monitor am Armaturenbrett aus.
George sieht auf den Bildschirm.
Mainstream Media berichten über endlose Staus vor DC.
Alles dicht.
Livebilder,
Moderatorenstimmen,
Massen versammelt vor’m Kapitol:
Epizentrum einer umgekehrten Schockwelle,
zieht Leute an wie schwarzes Loch –
verdichtet Gewaltpotential.
Cat macht die Musik aus.
Was hat sie da gesagt?
Der Mob sehe angeregt aus,
scheine unberechenbar.
Kein Scheiß,
das ist ja wohl das Understatement des Jahrhunderts.
Auf mehreren Schildern clevere Slogans,
We the people vs Them up there,
beschwören den Tod von Mike Pence,
Nancy Pelosi und Dr Fauci.
Sieh mal,
George rutscht näher an den Schirm,
das da im Hintergrund,
sieht doch aus wie ‘ne Guillotine!
Bei Crystal Spring rennen drei Leute aus dem Wald,
auf der Fahrbahn jetzt,
werden von einem rasenden Lieferwagen erfasst,
werden in den Schnee auf dem Grünstreifen geschleudert.
Georges Auge weit aufgerissen,
kann nicht mehr blinzeln bis es ihn schmerzt.
Meile weiter liegen noch welche im Schnee.
Der Stream wiederholt sich.
Diesmal noch längere Staus,
zurückgelassene SUVs bilden Gassen am Straßenrand
Menschenmengen mit Flaggen drücken in die Stadt.
Schau du mal lieber auf die Straße,
ich kümmere mich um den Stream.
Hat das Ding auch‘en Browser?
Cat lehnt sich zu ihm rüber.
Blick demonstrativ stur
auf die Straße,
öffnet das Handschuhfach.
Innen Tastatur und Maus.
George greift danach,
fühlt sich wieder wie Zuhause.
Wie in seiner gewohnten Rolle.
Navigiert ohne Zögern zu den Chans.
Sucht die aktuellsten Clips aus Washington
und spielt sie nacheinander ab.
Dann eins mit nem Riesenthread.
Klebmann spricht zu den Menschen,
George macht lauter.
Bei Hagerstown wird der Verkehr dichter,
haufenweise Busse in voller Beflaggung,
Fahrer hupen,
Kinder in Bussen springen auf,
als sie den grünen Pickup sehen,
brüllen lautlos,
trommeln gegen die Scheiben.
Cat drängelt sich an ‘nem Van mit Satellitenschüssel auf’m Dach vorbei.
George schaut genauer hin
und sofort wieder weg.
Kann nicht sein,
muss ein Lichteffekt gewesen sein.
Zuviel Kopf auf einem Rumpf.
Bei Gaithersburg stehen viele neben ihren Autos.
Rauchen, hören Nachrichten,
wahrscheinlich Streams,
George würde jetzt auch gerne die Situation auseinandernehmen,
in seinem eigenen Stream darüber sprechen,
seine follower aufklären.
Die Männer draußen schwitzen,
kleben mit ihren Händen an ihren Handys,
an ihren Megafonen:
Test, test…
Nancy Pelosi ist ‘n Echsenmensch!
Die Clintons gehören in den Knast!
Barack Obama war der erste nicht-amerikanische US-Präsident!
Lock ‘em up!
Lock ‘em up!
Gehupe.
Bumper to Bumper auch auf dem Seitenstreifen.
SUVs noch dichter jetzt,
überall Flaggen.
Cat fummelt hinter’m Lenker.
Der Wagen hebt sich,
muss jetzt wie ein Monstertruck aussehen.
Cat fährt über die Bande,
umfährt den Stau bis zur Ausfahrt.
An der nächsten Tankstelle
eine Ansammlung an Leuten,
alle Anfang bis Mitte 20,
in Tie-Dye shirts,
schmieren Schriftzüge auf Plakate.
Dahinter drei Vans mit Paramilitärs,
prüfen ihre Karabiner und Ausrüstung,
Gesichter verhüllt aber alle Himmelsrichtungen im Blick –
setzen sich in Bewegung als die ersten Plakte mit Klebmannkarikaturen hochgehen.
Niemand hinterm Tresen,
Tankfüllung mit Karte bezahlt.
Laute Stimmen gegen ruhige Stimmen,
Warnschüsse.
Abseits der Interstate wieder gewohnter Straßenverkehr.
Keine abgestellten Karren.
Potomac dauert eine Ewigkeit rüberzukommen.
Stellen das Auto auf der Independence ab.
Zu Fuß am Monument vorbei,
immer mehr Leute,
immer lautere Leute,
durch die Reihen der Hosenscheißer,
nach vorne hin wird alles enger.
Laufen schneller jetzt,
drücken sich energischer vorbei,
Hosenscheißer werden wütend –
alle wollen nach vorn.
Labile Ordnung,
Anspannung,
Luft wird schwüler jetzt,
drückend,
Sog nach vorne immer stärker,
ewig nicht mehr so gefühlt,
dichte Menge weicher als gedacht,
leiser.
Ordnung löst sich auf,
im Rücken weniger Luft als in der Front.
Menschenmengen brechen über die wartende Menge ein.
Cat und George endlich mit Raum vor sich,
in einer menschenleeren Ellipse angekommen,
aber überall Leute,
Bänder,
Schilder,
Knüppel,
Schutzwesten,
Leute auf den Reiterstatuen,
auf Gerüsten,
Leute mit Galgen,
zwei Guillotinen,
beschriftet,
Lärm,
Chöre,
George rastet aus,
brüllt,
Cat schaut sich nach ihm um.
Nach den anderen.
Was ist mit dir?
Abgefahr‘nes Zeug hier.
Scheißsache!
Ich will dabei sein,
ist mein verfickter Job zu berichten,
was hier geschieht –
sind alles meine Leute!
Scheißleute!
Fick dich!
Ich dachte du versteht das!
Davon habe ich die ganze Zeit gesprochen.
Von überall her kommen sie,
mit Transportern,
Flugzeugen,
Bussen,
begleitet von Sprechchören,
der große Oger hat sie gerufen.
Trompetenblasen,
Trommeln.
Präsident Klebmann tritt auf,
redet sich warm:
Eine manipulierte Wahl –
vor uns‘ren Augen!
Wer nicht sieht,
dass diese Wahl manipuliert ist,
will es nicht sehen!
Verschließt seine Augen.
Schaut euch nur um,
wo sind diese ganzen Stimmen hin?
Klebmann zeigt auf verschiedene Leute:
Wo ist deine Stimme hin?
Deine?
Deine?
Wind scheitelt seine platte Mähne,
hat überall klebrige Haare,
die aus seinem zu engen Anzug quellen.
Wo sind die Stimmen des Volkes hin verschwunden?
Sie haben eure Wahlzettel verbrannt,
eure Stimme vernichtet!
Unseren historischen Sieg gestohlen.
Yeah!
Wo sind die Stimmen in Pennsylvania,
in Wisconsin?
Wo sind sie in Michigan,
in Georgia?
Haben da überall gewonnen,
hunderttausende Stimmen,
war abends alles vorbei,
und wisst ihr was,
früh am Morgen wars,
erinnert ihr euch,
BOOM! –
ging all die Scheiße in die Luft,
ganz plötzlich!
Da wollten sie uns erzählen,
wir, unsere Bewegung,
ihr alle heute hier –
das würde nicht existieren!
Yeah!
Yeah!
Yeah!
Fickt sie!
Traut dem was ihr sehen könnt:
Diese Wahl ist gestohlen,
wir müssen dieses Stehlen stoppen,
das Gestohlene einfordern,
hört ihr mich?
Stop-das-Stehl‘n
Stop-das-Stehl‘n
Stop-das-Stehl‘n
Stop-das-Stehl‘n
Ihr alle,
die ihr hier seid,
ihr habt alle etwas geopfert.
Yeah!
Euer Opfer ist nicht umsonst,
ihr verirrten Seelen,
ihr Kranken,
jemand hat euch entführt,
ich hole euch zurück.
Bringe euch wieder an einen Ort,
wo ihr ihr selbst sein könnt.
Klebmann sieht die Menge vor sich,
dahinter sieht er die Menge der Unsichtbaren,
die noch viel größer ist.
Denn ich bin einer von euch!
Es drängen immer mehr Leute auf den Vorplatz.
Ihr seid alle gekommen,
euch die Ohren abzuschneiden,
euch Gehör zu verschaffen
durch das Opfer,
damit wir alle gehört werden.
Heute ist nicht das Ende,
heute ist der Anfang!
Das Beste kommt erst noch!
Yeah!
Wir kämpfen!
Wie die Hölle werden wir kämpfen,
um unser Land zu verteidigen.
Unsere Lebensrealität.
Wenn ihr nicht kämpft,
werdet ihr kein Land mehr haben,
verdrängt von Außenseitern,
herausgeworfen:
Dies ist ein Tag des Blutes.
Klebmann wackelt wie ein Priester hin und her,
seine Haare wirbeln am ganzen Körper
von einer Seite zur anderen.
Er ist ein haariger Oger.
Nur wenn wir das nötige Opfer bringen,
kann unsere große Nation wiedergeboren werden
und aus der Asche ersteigen.
Lasst uns den Altar unserer Nation mit Blut bemalen,
lasst uns über die Pennsylvania Avenue gehen,
ich liebe die Pennsylvania Avenue
wie sie nur einer von uns lieben kann –
wir gehen zum Capitol,
wir erobern unser Land zurück!
Gott segne euch,
es ist unglaublich,
so viele Gesichter,
amerikanische Gesichter,
Gott segne Amerika.
Klebmann geht ab,
die Menge brüllt seinen Namen.
Cat LaMoon lauert hinter der Absperrung,
nicht weit von ihm jetzt,
zieht ihren Peacemaker.
Sofort umringt sie der Secret Service.
Klebmann sieht die Bewegung vor sich,
seine Stimme gönnerhaft:
Lasst die mit den blauen Haaren durch,
ich kümmere mich um die Kranken und Verirrten,
meine Beute.
Cat steigt über die Absperrung,
geht auf Klebmann zu.
Von wegen Beute,
mein Arsch,
du klebriger Oger.
Cat wirft mit dem Peacemaker nach ihm,
aber er bleibt an Klebmanns Haaren hängen.
Sie schleudert einen Knüppel hinterher,
dasselbe.
Lasst die Blauhaarige zu mir,
wird mir schon auf den Leim gehen.
Klebmanns näselnde Stimme.
Leute vom Secret Service treten zurück,
Cat über die Absperrung,
rast Klebmann entgegen.
Wie willst du mich niederringen,
blaue Frau,
bist meine willkommene Beute.
Sie gelangt zu Klebmann,
schlägt nach ihm,
ihre Hand bleibt an ihm kleben,
schlägt ihn mit der anderen Hand,
verfängt sich ebenso in seinen Haaren,
er richtet sich auf,
Cat hängt in der Luft.
Die Menge der Leute brüllt weiterhin seinen Namen.
Du gibst nicht auf,
bist sehr speziell
wie ich das liebe.
Sie schlägt mit ihrem Kopf auf ihn ein,
klebt sofort an seinen Haaren fest,
kann sich nicht mehr bewegen.
Sieh mal,
was aus dir geworden ist.
Jetzt kann ich dich einfach verspeisen.
Glaubst du,
ich fürchte mich?
Glaubst du,
du könntest mich je verdauen?
Ich schneide dich von innen auf,
bis auf die Zähne bin ich bewaffnet.
Nichts als klebriges Haar wird von dir übrigbleiben!
Als Klebmann hört,
wie sie ihn von innen aufschlitzen will,
bekommt er‘s mit der Angst zu tun,
lässt sie fallen,
lässt von diesem Opfer ab,
dreht sich um
und wird Richtung Ausgang eskortiert.
Cat schaut sich um,
sucht nach George,
kann ihn nirgendwo finden in der Menge.
Die Menge drängt weiter vorwärts,
Richtung Capitol.